„Wenn man mich aus der Fassung bringen will, dann mit Technik und dem Münchner Autoverkehr“, spricht Cordula Weimann im Münchner EineWeltHaus in ein leicht übersteuertes Mikrofon. Spricht`s – und hält dann einen mitreißenden Vortrag vor fast 40 Zuhörenden, die zur Buchvorstellung gekommen sind. Trotz Eiseskälte und Dauerregen, trotz der erschütternden Ereignisse des Tages.
Statt Krisenmodus: Lust und Mut auf Morgen machen
Die Sache mit dem Mikrofon, die war dann rasch bereinigt. Die Sache mit dem Verkehr, das ist in München freilich ein anderes Thema … Gekommen war Cordula aber nicht, um von Problemen zu sprechen. Ganz im Gegenteil, mit viel Elan vertrat sie eine positive Sichtweise – die Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Was es mit dem Motto „Handeln – aus Liebe zum Leben“ auf sich hat, wurde auch recht bald klar. Wenn wir, die Boomer, die Generation 50+ nicht ins Boot kommen, haben die Kids keine Chance. Die Kids, die uns vertrauen und „unschuldig sind, an dem, wie sie aufwachsen“
Was braucht es dafür, dass Menschen wegkommen von Ohnmachtsgefühlen und dem „Ich kann ja doch nichts tun“?
Gesundheit, das heißt sich gesund zu ernähren – und die gute Nachricht ist:
Das tut auch dem Planeten gut.
Eine Möglichkeit ist, den Zusammenhang zwischen planetarer Gesundheit und individueller Gesundheit herauszustellen. „Wenn ich mir selbst das Gesündeste gönne, dann ist es gut für die Erde.“
Denn: was wünschen sich die meisten? Glück und Gesundheit.
Als Beispiel hierfür nennt sie die skandinavischen Länder, die nicht zufällig im globalen Glücksindex weit vorne stünden. Dies sei nicht nur wichtig für die lokale, regionale Landwirtschaft, sondern auch für die Gesundheit einer (alternden) Bevölkerung.
Die Zahlen sprächen für sich: 25% übergewichtige Kinder, „mit Zucker angefüttert, die können nichts dafür.“
Dazu kommt, 90% der vorzeitigen Todesfälle sind wohlstandsbedingt, 45% der Bevölkerung sind wohlstandserkrankt.
Ein Gegenbeispiel aus Dänemark nennt Cordula: Die Stadt Kopenhagen bringt 80.000 gesunde Essen täglich in Kitas und Schulen, Seniorenheime und Krankenhäuser. Die Zutaten dafür werden im Umland angebaut.
Gesundheit, das heißt zum anderen Bewegung.
In den Städten, die Vorreiter sind, gehört Bewegung zum Alltag. Das Fahrrad ist die bequemste und schnellste Art, sich fortzubewegen.
Die Zukunft unserer Städte
Die Einwohner Münchens sind, trotz hoher Lebensqualität, offenbar nur mittelmäßig glücklich. Laut Glücksatlas*, sagt Cordula, liegt die Stadt im Ranking der glücklichsten Städte nur auf Platz 24. Dabei ist sie die wohlhabendste, sauberste, sicherste Großstadt. Während in einigen deutschen Städten, trotz zum Beispiel höherer Arbeitslosigkeit, die Zufriedenheit höher, ist. (https://www.skl-gluecksatlas.de/artikel/gluecksatlas-2024.html)
Dabei könne man auf kommunaler Ebene so viel erreichen für eine nachhaltige Entwicklung – wenn man weiter denkt als nur in Kategorien des Geldes und „der Wirtschaft“.
Die Städte suchen ihren Weg, einige von ihnen seien weiter in der Zukunft – Städte wie Paris, Barcelona, Kopenhagen. Wir könnten uns von ihnen abschauen, was funktioniert, was nicht.
Aber, auch das macht sie deutlich, ohne ein Umdenken in der Art, wie wir „Wirtschaft“ verstehen, und ohne mehr soziale Gerechtigkeit wird es nicht gehen.
Das, ergänzt eine Zuhörerin, entspricht sogar Artikel 151 der bayerischen Verfassung, „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesonders der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle …“
Was können wir also tun?
Ein wichtiger Baustein für die Zukunft ist also, dass Menschen ein Interesse an der Gemeinschaft entwickeln, in der sie leben. Dass sie Dinge selber in die Hand nehmen und entdecken, dass sie Einfluss haben. Einige Omas for Future im Publikum nicken: Wir verstehen uns als eine „Dafür“-Bewegung, an die man andocken kann.
Besonders kommt es auf die Frauen an, so Cordula Weimann, sie sind näher dran am Menschen, denn: 85% der Beschäftigten in Care-Berufen sind Frauen.
Und die können und sollen sich aktiv einbringen, mit ihren Erfahrungen. „Wir müssen dafür nicht all das wissen, was der Bürgermeister weiß. Wir müssen dem Bürgermeister sagen, was wir wissen.“
Herzlicher Beifall vom Publikum. „Dann muss ich mir wohl gleich mal die Nummer von OB Reiter besorgen“, sagt eine der Omas.