Jan Gehl – Städte für Menschen
Infobox zum Kinderbuch „Oma, erzähl mir von der Zukunft!“
Jan Gehl ist seit den 1960er-Jahren als Stadtplaner, Dozent und Professor in Kopenhagen tätig.
Mit rund 70 Jahren gründete er ein Beratungsunternehmen, das heute weltweit Städte bei der menschenfreundlichen Stadtentwicklung unterstützt. Fast 90 Jahre alt, gilt er bis heute als einer der einflussreichsten Stadtplaner unserer Zeit.
1. Der Wendepunkt seiner Arbeit
Der entscheidende Impuls kam aus seinem persönlichen Umfeld: Er war verliebt und seitdem verheiratet mit einer Psychologien die ihn mit der Frage konfrontierte: „Warum interessiert ihr Architekten euch so wenig für die Menschen, für die ihr plant?“
2. Grundprinzipien der Planung
Seitdem steht im Zentrum von Gehls Denken der Mensch als soziales Wesen, das bestimmte Grundbedürfnisse im öffentlichen Raum befriedigen will:
- Gemeinschaft
- Erholung und Entspannung
- Freude und Leichtigkeit
Gehl untersuchte systematisch, wie die physische Umgebung das Verhalten der Menschen beeinflusst. Sein Ergebnis: Stadtqualität bemisst sich nicht an der Architektur allein, sondern an der Nutzbarkeit und Lebendigkeit öffentlicher Räume.
Daher plant Gehl stets vom Maßstab des gehenden, sitzenden oder stehenden Menschen – und nicht vom Blick aus der Vogelperspektive. So entstehen „Städte für Menschen“, die, wie er betont, auch ein Mittel gegen soziale Ungleichheit darstellen: Wer sich draußen gerne aufhält, verweilt, kommuniziert und anderen begegnet, erlebt die Stadt als gemeinschaftlichen, offenen Ort.
3. Kernaussagen seiner Arbeit
- Die 5 km/h Stadt: Bei Gehgeschwindigkeit entstehen Nähe, Begegnungen und Detailreichtum. Das ist die Geschwindigkeit, bei der sich der Mensch wohlfühlt.
- Abwechslungsreiche Fassaden, häufige Eingänge, kleine Parzellen fördern Aufenthaltsqualität (statt endloser Fassaden- undm Straßenfluchten.)
- Gute Stadträume ermöglichen unkomplizierte Gespräche und zufällige Begegnungen.
- Windschutz, Sonne, Schatten und natürliche Materialien bestimmen, ob Menschen gerne sitzen, sich anlehnen oder spielen.
4. Zentrale Zitate (Stern Nr. 21, 20. Mai 2021):
- „Viel zu lange haben wir Städte geplant, als wollten wir Autos glücklich machen. Dabei sollen Städte doch Menschen glücklich machen.“
- „Heute wissen wir: Um das Leben in einer Stadt zu ersticken, gibt es keine effizienteren Mittel als Autos und Wolkenkratzer.“
